Klimawandel, Erderwärmung, Dürreperioden und die damit einhergehende Wasserknappheit, sowie auf der anderen Seite mehr und häufiger eintretende Starkregenereignisse sind nur einige der Herausforderungen mit denen das THW des Ortsverbandes Wolfenbüttel auch in Zukunft zu kämpfen haben wird. Die niedersächsische Kreisstadt mit ca. 50.000 Einwohnern liegt in der Flussniederung der Oker, ist von einigen kleineren Höhenzügen umgeben und somit von Überschwemmungen bedroht, die das Trinkwasser stark kontaminieren können. Um in einem solchen Fall die Trinkwasserversorgung sicherzustellen, kann die für die örtliche Gefahrenabwehr zuständige Behörde (Stadt, Landkreis) die Unterstützung des THW-Ortsverband Wolfenbüttel anfordern. Aber nicht nur vor Ort, sondern im gesamten Bundesgebiet und den Nachbarstaaten kann die Trinkwasseraufbereitungsanlage in Einsatz gebracht werden.
Das THW in Wolfenbüttel verfügt über eine spezielle Trinkwasseraufbereitungsanlage, die es ermöglicht, über Ultrafiltration verschmutztes Wasser zu reinigen und es in Trinkwasserqualität umzuwandeln. Das gesamte zur Verfügung stehende Material teilt sich in mehrere Komponenten auf. In der chemischen Voraufbereitung wird das Rohwasser in mehrere Becken mit einem Fassungsvermögen von 15.000l geleitet. In der ersten Stufe werden durch den Einsatz von Eisen-III-Chlorid Schadstoffe gebunden und ausgefällt sowie in der darauf folgenden Stufe mit Aktivkohle entgiftet. Hier sind den Fähigkeiten der Aktivkohle bei Säuren, Laugen und Metallen jedoch Grenzen gesetzt. Die Aufbereitungsanlage selbst ist modular aufgebaut. So wird das Wasser in einem ersten Modul zunächst durch einen Vorfilter geleitet, welcher bereits mit Porengrößen von weit unter 1mm arbeitet. In dernächsten Stufe wird das Wasser durch sogenannte UltraFilter geleitet, die kleinste Partikel und zum Teil auch Bakterien zurückhalten. Die Porengröße hier liegt bei 0,1my. Nach dieser Reinigung ist das Wasser bereits deutlich sauberer, jedoch noch nicht in Trinkwasserqualität. In der letzten Stufe erfolgt eine Desinfektion des Wassers, um mögliche Krankheitserreger abzutöten. Hierfür wird das Wasser mittels UV-Strahlen behandelt um Viren zu inaktivieren und zum zusätzlichem Schutz Chlor zugesetzt. Das desinfizierte Wasser wird dann in separaten Speicherbehälter geleitet, von dem aus es an die Bevölkerung verteilt werden kann. Vor der Verteilung wird das Wasser nochmals analysiert und auf Qualität überprüft, um sicherzustellen, dass es den geltenden Trinkwasserverordnung entspricht. Durch diese Anlage ist es möglich, auch in Not- und Krisensituationen eine sichere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten und so die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Das THW leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Menschen und trägt zur Sicherheit und Resilienz bei.
Vom 7. bis 10. September 2023 stellten THW-Einsatzkräfte aus Wolfenbüttel unterstützt von Kameraden aus Göttingen und Havixbeck im Rahmen eines verlängerten Übungs-/ und Ausbildungswochenendes ihr Können unter Beweis. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Kläranlage konnten durchaus herausfordernde Rahmenbedingungen geschaffen werden, von denen beide Seiten profitierten. Zum Einen die Betreiber der Kläranlage selbst, die sich mit der Leistungsfähigkeit von Ultrafiltration als in Zukunft möglicherweise zusätzlich geforderte Stufe vertraut machen konnte, gerade im Rahmen der Wassernachnutzung z.B. als Brauchwasser in der Landwirtschaft. Zum Anderen natürlich auch die Fachgruppe selbst. Bezugsquelle für das Rohwasser waren die sogenannten Schönungsteiche, eine Art Ruheteich für das geklärte Abwasser bevor es in die Oker eingeleitet wurde. Durch die Klärung in der Kläranlage selbst war eine Fällung mit Eisen-III-Chlorid nicht notwendig, da das Wasser von sämtlichen Trübstoffen befreit worden war. Allerdings konnte eine nicht unerhebliche mikrobiologische Belastung mit coliformen Keimen sowie Noroviren festgestellt werden, welche eine besondere hygienische Sorgfalt im Rahmen des Eigenschutzes erforderlich machte. Nach der entsprechenden Aufbereitung und Analyse durch das eigene Labor ließen sich jedoch keine krankmachenden Erreger mehr feststellen und das Wasser hatte somit Trinkwasserqualität nach der geltenden Trinkwasserverordnung. Zusätzlich zur Aufbereitung wurde auch die Trinkwassertransportkomponente durch die Kraftfahrer der Fachgruppe auf Herz und Nieren geprüft. Der Transport von 6.000l Trinkwasser in untereinander verbundenen Aquacombos (Faltwandbehälter mit Kunststoffinlay) sowie einer dem System zuschaltbaren externen Druckerhöhungsanlage erfüllte die Erwartungen im vollen Umfang. Das geladene Fachpublikum der DVGW Bezirksgruppe, Vertreter des Bevölkerungsschutzes der Stadt Braunschweig und Mitglieder anderer Trinkwassereinheiten des THW und Johanniter konnten sich von der Qualität der Arbeit und den Qualifikationen der THW-Fachhelfenden überzeugen.